Buchtipp: „Rotz, Trotz & Kreischalarm: Der Weg zu einer gelassenen Mutterrolle“

Ein wunderbarer Ratgeber, kompetent und mitten aus dem Leben gegriffen,
geschrieben von Sarah Niedermeier

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Beim Lesen kamen viele Erinnerungen an meine eigene Mutter-Anfangszeit zurück. Damals wäre ich dankbar für ein solches Buch gewesen! Frau Niedermeier beschreibt Erfahrungen, Situationen und den Umgang mit den täglichen Dingen des Familienalltages in authentischer Weise, angereichert mit vielen praktischen Tipps. So kann sich jedes Elternpaar auswählen, was es für sich gebrauchen kann.

Die Autorin trifft ziemlich genau das, was ich den werdenden und gewordenen Müttern vermittele. Sich auf sein Gefühl zu verlassen und sich damit ernst zu nehmen, für sich zu sorgen, sich in die Position des Kindes zu versetzen, nicht in den Wettstreit mit anderen zu gehen…und das alles den Kindern vorzuleben.

Meiner Ansicht nach eine wirklich sinnvolle und hilfreiche Investition!

Hier der Link zum Buch

 

Leseprobe:

Vor drei Jahren ist Maries Tochter Fiona auf die Welt gekommen. Die 30-Jährige beschreibt, wie für sie das Mutterdasein als Ehefrau, Schwiegertochter, Freundin, Psychologin und Tochter ist. Sie schildert ihre Erfahrungen, Erkenntnisse und Erlebnisse und beweist ganz offen, dass Elternsein zugleich unbeschreibliches Glück, aber auch eine absolute Herausforderung ist. Zwei Jahre nach Fionas Geburt bekommt Marie erneut Nachwuchs und zeigt, wie sich die neuen Veränderungen im Familiensystem anfühlen. Immer auf der Hut gute Eltern zu sein, versucht sie zusammen mit ihrem Mann Ralph ihren Kindern einen guten Start ins Leben zu bieten. Doch im Alltag, unter Zeitdruck oder in stressigen Situationen kommt es manchmal zu Verhalten, das Marie dann später bereut. Eltern sind halt auch nur Menschen, die Fehler machen dürfen. Ganz offen zeigt Marie, dass keine Frau als Mutter geboren wird, wie sich der Rest der Welt ins Elterndasein einmischt, wie Mütter miteinander in Wettkämpfe treten, wie man dauernd wegen Krankheiten und Impfungen zum Kinderarzt rennt und wie die ganze Last der Mutterrolle auf ihren Schultern liegt und sie das trotz allem gut bewältigt. Jede Mutter macht Fehler, keine ist perfekt. Man wächst mit seinen Aufgaben…

Autorin:
Sarah S. Niedermeier, Jahrgang 1988, arbeitete vor ihrer Elternzeit als Psychologin in einer Klinik. Nun genießt sie ihr Mutterdasein mit ihren beiden Kleinkindern. In familienfreien Minuten ist sie freiberuflich als Coach und Beraterin tätig und promoviert im Bereich der emotionalen Kompetenz. Zufällig gibt es in ihrem Leben viele Parallelen zu Maries Geschichten… Voller Ehrlichkeit und Emotionalität verarbeitet die Autorin, die mit ihrer Familie in Würzburg lebt, Alltägliches aus ihrem Familienleben.

Vorwort

In dem Bildungs- und Erziehungsplan für Kinder von 0 bis 10 Jahren der hessischen Landesregierung haben mich folgende Sätze über den gesellschaftlichen Wandel und den Umgang mit Kindern sehr beeindruckt:

„Die Welt, auf die hin wir unsere Kinder bilden und erziehen, unterliegt einem permanenten Wandel. Der gegenwärtige Wandel ist weit mehr als nur ein Übergang von der Industrie- zur Wissensgesellschaft. Er betrifft die Art und Weise, wie wir unsere Welt wahrnehmen und interpretieren. Kinder wachsen heute in einer kulturell vielfältigen, sozial komplexen, hoch technisierten Welt auf, die beschleunigten Wandel aufweist, individuelle Freiheit zum hohen Gut erhebt, räumliche und zeitliche Besonderheiten anerkennt und die Orientierung in hohem Masse zur individuellen Herausforderung werden lässt.“ [i]

Diese Sätze zeigen, dass unsere Kinder stetig gesellschaftlichen Veränderungen unterliegen und höchst wandelbar sein müssen. Veränderungen beginnen schon, wenn das Baby aus dem Mutterleib ins Leben gepresst oder auch geholt wird (Kaiserschnitt). Plötzlich ist es nicht mehr eng umgeben von 37 Grad süßem Fruchtwasser, sondern spürt schlagartig die kühle Luft, Helligkeit, oft lärmende Umgebung und Schwerkraft. Zum ersten Mal entfalten sich die Lungen und das Baby atmet selbständig. Instinktiv nimmt nun Mama oder Papa das Neugeborene in den Arm, um das Baby von den neuen Eindrücken zu beruhigen, ihm Schutz und Geborgenheit zu gewähren. Nach der Geburt wird das Neugeborene minutenlang gehalten, bis es zum ersten Mal vom Kinderarzt und der Hebamme untersucht wird. Aber im Herzen begleiten wir Eltern unsere Kinder ein Leben lang.

Durch die Geburt meiner Kinder, die mir von Beginn an blindes Vertrauen, Liebe und tiefste Verbundenheit entgegengebracht haben, lernte auch ich wahre Veränderungen kennen. Oscarpreisverdächtig kannte ich meine bisherigen Rollen als Babysitter, Tochter, Studentin, Partygängerin, Freundin, Kollegin und Psychologin in- und auswendig. Doch durch meine Kinder lernte ich, als Neue in der Mutter-Szene, überwältigende Gefühle der Fürsorge und Liebe sowie Selbstlosigkeit kennen. Meine Kinder sind momentan der Mittelpunkt und Sinn meines Lebens, denn durch sie fühle ich mich auf lange Sicht gebraucht und geliebt. Täglich beobachte ich mit Freude, wie sie jeden Tag dazulernen.

Nach der Geburt meines ersten Kindes kam zusätzlich ein neuer Part in mein Leben: die Löwin mit Superkräften. Bisher würde ich ganz stumpf sagen, waren mir nur ein gewisser Egoismus, Karriere, Aussehen und gleichberechtigte Partnerschaft wichtig, doch plötzlich umsorgte ich wachsamer als wachsam „mein Junges“ und wollte es physisch und psychisch nach bestem Gewissen großkriegen! Immer wieder versuche ich durch die Augen meiner Kinder zu blicken, zu sehen, was sie sehen und inspiriert. Das kindliche, egozentrische Weltverständnis bringt mich leider viel zu schnell und oft zur Weißglut, doch besteht ihre Motivation ganz einfach nur aus ihren Bedürfnissen und Wünschen.

Nach sorgsamer Familienplanung wurden dann plötzlich traditionellere Arbeitsteilungen mit Ehemann, finanzi­elle Abhängigkeit und ein 24-Stunden-Baby zum Alltag. In der Pubertät hatte ich schon starke Emotionen ken­nengelernt, doch mit der Schwangerschaft und dem Mama-Dasein wurde mir die ganze Palette meiner Hor­mone und Emotionalität noch viel nähergebracht. Als wäre das nicht schwierig genug, werde ich täglich aufs Neue mit anderen (kinderlosen) Frauen- und Mutterbildern konfrontiert. Rabenmutter, Karrieretussi, Hausfrau oder Heimchen-Mami, jede Frau muss sich dauernd rechtfertigen, vor dem Staat, dem Arbeitgeber, dem Ehemann, den Eltern und als wäre das nicht genug, auch noch vor den eigenen Freundinnen. Und doch scheint es keine Frau irgendwie richtig zu machen!

Mit diesem Buch beschreibe ich meinen Weg ins Mama-Dasein, wie ich es in den ersten drei Lebensjahren meiner Tochter geschafft habe, meine persönliche Mutteridentität zu finden, wertzuschätzen, vor anderen rechtzufertigen, zu entwickeln und zu festigen.

Nach den meisten Kapiteln sind Informationen und/oder bewährte Tipps zu finden. Zusätzlich können Sie eigene Gedanken und persönliche Notizen nach vielen Kapiteln hinzufügen.

Nutzen Sie die Anregungen, die Ihnen gefallen und leben Sie ihre eigene Mutterrolle, die Ihnen guttut! Alleine, dass Sie dieses Buch in Händen halten und lesen, zeigt doch, was für engagierte Eltern, wie reflektiert und interessiert Sie sind…

Viel Freude!

Auf einmal bin ich Mutter! (S.14-18)

(Fiona ist 3 Tage alt)

 „Geboren wird nicht nur das Kind durch die Mutter,

sondern auch die Mutter durch das Kind.“

Getrud von Le Fort (1876-1971)

Nachdem unsere Tochter Fiona geboren wurde, blieben mein Mann Ralph und ich mit ihr für zwei Nächte im Krankenhaus in einem gemütlichen Familienzimmer.

An Schlafen war dort nicht zu denken, denn ich war viel zu sehr damit beschäftigt mein Baby anzuhimmeln, es zu beobachten und kennenzulernen. Diese Geräusche, die es machte, waren faszinierender als alles andere auf der Welt. Ob irgendwo ein neuer Präsident gewählt wurde, oder ein Kreuzfahrtschiff von Piraten gekapert worden war, interessierte mich einfach nicht die Bohne. Meine vollständige Konzentration richtete sich auf mein Neugeborenes, was ich geboren hatte!

Ich bin so froh, dass es dir gut geht und dass du nun da bist, flüsterte ich in Gedanken zu meinem Baby.

Sobald ich es bewunderte, verschwanden meine Erschöpfung, die Schmerzen und das Wundgefühl. Fasziniert schaute ich diesen zarten Körper mit den winzigen Händen und Füßchen an und genoss den innigen tiefen Blick, wenn Fiona ihre Augen öffnete und mich ansah. Immer wieder beobachtete ich auch Ralph, wie er die Kleine glücklich betrachtete und mit ihr kuschelte. Die Angst, irgendetwas zu verpassen, ließ mich einfach nicht zur Ruhe kommen.

Wir hätten die gemeinsame erste Zeit dort zu dritt viel mehr genossen, wenn wir nicht dauernd von Kran­kenschwestern, Stillberaterinnen, Ärzten, einer Fotografin und weiterem Personal gestört worden wären. Spätestens alle zwei Stunden kam jemand vorbei, auch in der Nacht, das ist nicht übertrieben. „Was möchten Sie heute Mittag essen?“, wurde ich beispielsweise morgens um 7.40 Uhr gefragt, obwohl ich das doch schon schriftlich am Vortag ausgefüllt hatte!

Endlich ging es dann nach Hause und ich freute mich darauf, mich von der Geburt und auch vom anschließenden Krankenhausaufenthalt in unserer Ruhe-Oase zu erholen und unser Töchterchen so richtig bei uns ankommen zu lassen. Aus unserem stabilen Pärchen-Duo ist nun ein Trio geworden: Wir sind ab jetzt eine richtige Familie! Und unser kleines Wunder ist wirklich wahr geworden und heißt Fiona.

Ich konnte meine Blicke gar nicht von ihr abwenden und nichts auf der Welt erschien mir nun wichtig, außer ganz, ganz viel Zeit mit meinem Baby verbringen zu können…

Fionas kräftige Stimme überraschte mich sehr, wenn sie weinend ihren Hunger kundtat. Von nun an waren wir (mit) zuständig für die körperliche, intellektuelle und moralische Entwicklung eines solch winzigen Menschleins…

Werden wir das schaffen?

Wird Fiona einmal sagen können, dass sie eine schöne Kindheit hatte?

Werden wir gute Eltern werden?

Fragen, die ich mehr oder weniger bewusst erst einmal beiseiteschob…

Zu Hause hielt ich Fiona im Arm, während ich im Arm meines Mannes lag. Ich schnupperte an ihr und sog ihren Geruch tief ein. Wir genossen diese Verbundenheit und Innigkeit und immer mal wieder huschte ein Engelslächeln über Fionas kleines, zartes Gesicht. Ich erinnere mich noch genau an diesen Moment voll tiefster Liebe und Zärtlichkeit. Irgendwann wurde Fiona dann wach und hatte Hunger. Gott sei Dank war nun auch meine Hebamme da.

„Meinen allerherzlichsten Glückwunsch, Marie! Das ist ja eine wunderschöne Tochter, die du da zur Welt gebracht hast“, gratulierte mir meine Hebamme aufrichtig.

Ich war so stolz!

Ungestört zeigte mir die erfahrene Hebamme in heimeliger Atmosphäre, wie das Stillen klappt. Ich fand, dass es bei anderen immer so einfach aussah…

Nachmittags besuchten uns meine Eltern und Großeltern, die es kaum erwarten konnten, ihr Enkel- bzw. Urenkelkind kennenzulernen. Ich freute mich riesig darauf und erlebte diesen Augenblick voller Freude.

Ralph hatte Pizza bestellt, die wir genüsslich aus Pappkartons aßen, während ich auf einem weich gepolsterten Sitzring saß, um meine Dammnaht zu schonen (obwohl mir gesagt wurde, dass ich das lieber nicht machen soll, da sonst noch mehr Druck auf den Beckenboden ausgeübt werden würde). Alle waren voll zufrieden und konnten ihre Blicke kaum von Fiona wenden.

Wie kann das sein, dass ich ein Baby habe, gleichzeitig aber selber ein Kind meiner Mutter bin und meine Mutter auch noch Kind ihrer eigenen Mutter, also meiner Oma, ist?

Fiona wanderte von Arm zu Arm und jeder, der sie ansah, war ihrem Babyzauber erlegen. Nach zwei Stunden quartierte sich mein Familienbesuch wieder in ihr Hotel ein, was sehr angenehm war, da ich sie anrufen konnte, wenn ich sie brauchte und gleichzeitig wieder den nötigen Abstand hatte, damit Ralph, Fiona und ich uns aneinander gewöhnen konnten.

Bewährte Tipps für den Umgang mit einem Neugeborenen

  • Ein Baby braucht achtsame, liebevolle und verlässliche Eltern.
  • Es ist hilfreich, sich in das Baby hineinzufühlen, um seine Bedürfnisse zu erkennen.
  • „Das beste Mittel dafür ist, viel Zeit miteinander zu verbringen, aufmerksam zu beobachten und auszuprobieren. Besonders wichtig für Neugebo­rene oder überhaupt für kleine Babys ist, dass ihre Eltern unmittelbar auf die geäußerten Bedürfnisse reagieren. Und das heißt wirklich: sofort!“
  • Babys können ihre Emotionen noch nicht selbst regulieren und brauchen dazu elterliche Hilfe.
  • „Die schlaflosen Nächte fallen einem oft ein wenig leichter, wenn man die Erwartungen runterschraubt- dann ist es nicht ganz so schrecklich, wieder einmal aufstehen zu müssen. […] Zwingen Sie Ihr Baby nicht mit Gewalt zum Schlaf und gestehen Sie ihm zu, dass es noch nicht so funktionieren muss wie ein Erwachsener.“
  • Allgemein ist es gut, aufs Bauchgefühl bzw. auf die eigene Intuition hören.
  • Viel mit dem Kleinen in Babysprache zu reden, fördert die Bindung, beruhigt und hilft dem Baby bei der Erlernung der Sprache (Beispiele: „Endlich bist du da“, „Was sagst du mir?“, „Liegst du weich?“, „Möchtest du noch kuscheln?“, „Ich ziehe dir eben eine neue Windel an.“, „Hier bei mir bist du sicher“, usw.).
  • Eigene Gedanken/ Notizen:

 

 

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